Umrüstung auf Elektroantrieb verlängert Fahrzeugleben

23.09.2020

Umweltminister Franz Untersteller und JIN begutachten den Umbau des 26 Tonnen schweren Hylix-B-Lkw zum Wasserstoff-Fahrzeug  

Foto: Umweltminister Franz Untersteller auf dem EFA-S-Gelände anlässlich der N!-Tage Baden-Württemberg (Martin Stollberg)

Am 19. September 2020 besuchte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller an der Seite von jungen Menschen der die Jugendinitiative der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg (JIN) und der Hochschulgruppe Crossing Borders Stuttgart e.V. im Rahmen der Nachhaltigkeitstage BW und der Energiewendetage BW die Firma ElektroFahrzeuge Stuttgart GmbH (EFA-S) in Zell u. A.. EFA-S rüstet handelsübliche Nutzfahrzeuge markenunabhängig auf Elektrobetrieb um. 

Foto: Vor dem Hylix-B-Lkw: Mitglieder des Jugendbeirats der der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg, Crossing Borders Stuttgart e.V., Umweltminister Frank Untersteller (Martin Stollberg) 

Wie der Geschäftsführer Bastian Beutel der EFA-S gleich zu Beginn deutlich machte, ist eine Zusammenarbeit zwischen politischen und technischen Maßnahmen für eine erfolgreiche Energiewende unerlässlich.  

Klimaschutz und saubere Energie sind dabei nicht nur bei deutschen Autoherstellern Thema, sondern werden vor allem durch internationale Regularien wie dem Übereinkommen von Paris und dem European Green Deal getrieben, erklärte Prof. Dr. Ralf Wörner, Professor für Fahrzeugtechnik an der Hochschule Esslingen. Diese Regularien gelte es nun in die nationale Gesetzgebung zu überführen.

Auch Umweltminister Untersteller mahnte, dass die CO2-Emissionen im Verkehrssektor ständig zunehmen und sieht daher Elektromobilität, Wasserstoffantrieb und synthetische Kraftstoffe als zukunftsweisend. Er selbst kam mit seinem Elektroauto zur Besichtigung. 

Reallabor Hylix-B

Neben der Umrüstung von Verbrennern auf batterieelektrische Antriebe beschäftigt sich das Unternehmen seit 2020 im Reallabor Hylix-B damit, einen 26 Tonnen schweren Lkw auf eine wasserstoffbetriebene Brennstoffzelle umzurüsten. 

Das Reallabor wird mit Förderung des baden-württembergischen Umweltministeriums und unter Koordinaten der Hochschule Esslingen neben der realen technischen Umsetzung auch auf die Akzeptanz in der Gesellschaft eingehen.  

Foto: Die geplante 100 kW-Brennstoffzelle, die in den 26-Tonner eingebaut werden soll (Martin Stollberg) 

Für die Besucher*innen besonders spannend: Der große Dieselmotor mit Abgasstrang und Katalysator wird durch einen kleinen Elektromotor ersetzt. Bei gleichem Drehmoment und gleicher Leistung ist nur ein Viertel der Kosten in der Herstellung nötig. Zudem liegt der Wirkungsgrad bei 90 %. Das ist deutlich höherer als die 50 % bei Dieselmotoren. 

Die aktuell geplante 100 kW Brennstoffzelle reicht für eine Streckendistanz von 50 – 100 km. Zukünftig möchte das Team auf eine Reichweite von 400 km kommen. Da dies allein durch einen batterieelektrischen Antrieb nicht gewährleistet werden kann, kommt Wasserstoff ins Spiel. Ein weiterer Vorteil des Wasserstoff-Antriebs ist die schnelle Betankung: in nur 15 Minuten ist der Lkw bereit zur Weiterfahrt. 

Was hier erprobt wird, hat Potential zur Vervielfältigung: Da jeder Lkw standardmäßig das gleiche Format, das heißt den gleichen Motoraufbau hat, kann theoretisch jeder Lkw in gleicher Weise umgerüstet werden. Damit sich die neue Technologie durchsetzen kann, müssen zum einen die Treibstoffkosten von aktuell 9,50 € pro kg deutlich gesenkt werden und zum anderen die Wasserstoffinfrastruktur weiter ausgebaut werden – auch über nationale Grenzen hinweg.  

Dass der umgerüstete Hylix-B-Lkw unter realen Bedingungen getestet werden kann (geplant ab Mitte 2021) ist dank einer H2-Tankstelle am Stuttgarter Flughafen möglich. Dann wird der Lkw in der Stuttgarter Gegend als Speditionsfahrzeug der Große-Vehne Speditions GmbH unterwegs sein. 

Text: Korinna Schmitz (JIN)