Wasserstoff-Lkw mit 27 Tonnen im Einsatz

08. Juni 2020

Seit Anfang April befindet sich ein 27-Tonnen-LKW von VDL mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb in seinem ersten Praxiseinsatz. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts H2-Share erobert er die niederländischen Straßen.

Der Schwerlast-Truck ist einzigartig in den Benelux-Ländern. Zum ersten Mal wird ein LKW in diesem Rahmen und in Kombination mit einer mobilen Wasserstoff-Tankstelle getestet. Der Start der Vorführungen ist ein großer Schritt für die Entwicklung einer emissionsfreien Schwerlast-LKW-Industrie in Nord-Europa und liefert praktische Erfahrungen mit einem Brennstoffzellen-Truck.

Effiziente Einsatzgebiete ermitteln

Während seines dreimonatigen Einsatzes bei BREYTNER, einem Anbieter für emissionsfreie Transporte, wird der Wasserstoff-Lkw für Handelslogistik eingesetzt – zum Beispiel für die Belieferung einzelner Verkaufsfilialen und für emissionsfreie Lösungen auf der letzten Meile. BREYTNER hofft, mit dem Test des Fahrzeugs in verschiedenen logistischen Prozessen Antworten darauf beizusteuern, wo ein Wasserstoff-Truck am effizientesten eingesetzt werden kann. Nach seinem Einsatz bei BREYTNER wird der Truck Praxistests bei weiteren Partnern durchlaufen.

„Es ist toll, zu den wenigen Logistikern weltweit zu gehören, die einen Wasserstoff-Truck im Alltag erproben können. Das liefert unseren Kunden und uns wertvolle Kenntnisse über emissionsfreie Transportlösungen und es trägt dazu bei, die nächsten Schritte zu einem nachhaltigen Transportwesen zu machen.“ Marie-José Baartmans, BREYTNER.

Mobile Wasserstoff-Tankstelle

Sechs Stationen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Frankreich soll das System, bestehend aus Wasserstoff-Lkw und Wasserstoff-Tankstelle, durchlaufen. Um den LKW an allen Stationen einsetzen zu können, ohne auf stationäre Wasserstoff-Tankstellen angewiesen zu sein, hat die Wystrach GmbH eine mobile Wasserstoff-Tankstelle mit niedrigem Energiebedarf entwickelt. Diese nutzerfreundliche und offiziell zugelassene Lösung mit ihrem mobilen Konzept und großer Speicherkapazität erlaubt flexible Anwendungsmöglichkeiten. Für den ersten Einsatz kann der LKW zusätzlich in Rhoon/Rotterdam und Helmond betankt werden.

Wasserstoffbetriebene Systeme im Trent

„Wir stellen fest, dass die Nachfrage nach einer ganzheitlichen Betrachtung von Mobilitätslösungen kontinuierlich steigt. Hersteller von LKW, Zügen, Bussen und sogar Staplern haben Interesse an wasserstoffbetriebenen Systemen samt Betankungslösung. Das H2-Share-Projekt ist deshalb ein wichtiges Modellprojekt für diese zukunftsweisenden Anwendungen.“ Wolfgang Wolter, CEO von Wystrach GmbH.

Im Logistiksektor wächst das Interesse an emissionsfreien Systemen stark, denn dadurch könnten Umweltfolgen und Emissionen reduziert und die Luftqualität verbessert werden. In Innenstädten kann dies mit batterieelektrischen LKW geschehen. Diese sind jedoch in ihrer Reichweite begrenzt. Für den Schwerlastverkehr mit weiten Fahrtstrecken sind Elektro-Trucks mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb eine emissionsfreie Lösung. In der EU noch nicht kommerziell erhältlich, haben diese Systeme jedoch enormes Potenzial. Dieses Potential will H2-Share entfesseln.

Ziel von H2-Share ist es,

  • die Entwicklung eines Marktes für emissionsfreie Schwerlastfahrzeuge mit Wasserstoffantrieb zu fördern
  • praktische Erfahrungen in verschiedenen Regionen Nord-West-Europas zu sammeln

H2-Share steht für ‚Hydrogen Solutions for Heavy-duty transport Aimed at Reduction of Emissions in North West Europe’.

„Derzeit gibt es einige Markthindernisse für den kosteneffizienten Einsatz von Wasserstoff-Fahrzeugen im Schwerlastverkehr. Um eine gute TCO-Bilanz (Total Cost of Ownership) zu erzielen, müssen diese Hindernisse beseitigt werden; der Wasserstoffpreis muss signifikant sinken, die Zahl der Wasserstofftankstellen muss steigen, ebenso das Vertrauen in Brennstoffzellen-Systeme. Innerhalb des H2-Share-Projekts möchte VDL zusammen mit seinen Partnern zeigen, dass Wasserstoff-Brennstoffzellen-Systeme in Lastfahrzeugen marktreif sind und dass die Zuverlässigkeit bei täglicher Nutzung in der Praxis in Nord-West-Europa gegeben ist. Wir wollen richtungweisend sein bei der Entwicklung eines Massenmarktes für diese Technologie.“ Menno Kleingeld, Managing Director bei VDL ETS.

H2-Share-Projekt

Das H2-Share-Projekt soll in der Praxis beweisen, dass Wasserstofftechnologie für den Einsatz in Schwerlastanwendungen unter realen Bedingungen geeignet ist und zudem eine Basis schaffen für die Entwicklung einer emissionsfreien Nutzfahrzeugindustrie in Nord-West-Europa. Das Projekt wird von der EU via Interreg NWE mit 1,69 Millionen Euro gefördert und von WaterstofNet koordiniert. WaterstofNet richtet sich seit über einem Jahrzehnt auf die Entwicklung von Wasserstofftechnik in Europa und war verantwortlich für die ersten Projekte mit wasserstoffbetriebenen Entsorgungsfahrzeugen und Schwerlast-LKW in Europa.

„Wir als WaterstofNet sehen Wasserstoff in einer wichtigen Rolle für Schwerlast-Anwendungen. Vor über vier Jahren haben wir erste europäische Wasserstoff-Projekte für regionale Akteure entwickelt mit einem Fokus auf Schwerlast-Lösungen. Ziel war es, Praxistests mit industriellen Partnern durchzuführen und praktische Erfahrungen zu gewinnen. Nach erfolgreichen Praxistests mit Entsorgungsfahrzeugen in anderen Projekten, sind wir sehr stolz, am ersten Praxistest dieses LKW in unserer Region innerhalb des H2-Share-Projekts beteiligt zu sein. Wir sind sicher, dass diese Technologie starke Perspektiven für Nord-West-Europa bietet und wir freuen uns auf die nächsten Schritte in diese Richtung.“ Adwin Martens, Director von WaterstofNet

Wasserstoff – Covid-19 – EU Green Deal

Mit Blick auf Wasserstoff und die derzeitige Covid-19-Pandemie sagt Jorgo Chatzimarkakis, Generalsekretär von Hydrogen Europe: „Europa ist derzeit mit einer unvorhersehbaren Krise konfrontiert. Unsere Wirtschaft wird davon schwer getroffen und Wasserstoff – als eine innovative Technologie – kann eine entscheidende Rolle spielen, wenn es darum geht, einen Plan für die wirtschaftliche Erholung nach Covid-19 zu entwickeln. Noch dazu ist die Technologie in Übereinstimmung mit dem EU Green Deal. Der Praxiseinsatz des H2-Share-Trucks ist ein greifbarer Beweis dafür, dass die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnik heute schon startklar ist, diese Rolle zu übernehmen.“


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