Wasserstoff-Roadmap für Baden-Württemberg

23. April 2020

Baden-Württemberg soll bei Wasserstoff weltweit Vorreiter werden. Mit einem klaren Fahrplan will sich das Land national und international als wichtiger Standort der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie präsentieren und die hier tätigen Unternehmen entsprechend positionieren.

Umweltminister Franz Untersteller hat seinen Kabinettskollegen in der Sitzung des Ministerrats am Dienstag, 21. April 2020, eine neue Welt skizziert, in der der Verkehr, die Industrie oder der Wärmesektor fast vollständig ohne schädliche Treibhausgasemissionen auskommen können. „Um unser Klima zu schützen, müssen wir die erneuerbaren Energieträger auch in die Anwendungsfelder bringen, die sich bislang nur schwer elektrifizieren lassen“, sagte Untersteller. „Und die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie wird mittel- bis langfristig eine bedeutende Rolle in der Industrie und im Verkehr spielen.“ Aus diesem Grund hat Untersteller im Ministerrat die Planungen für eine Wasserstoff-Roadmap für das Land vorgestellt.

„Grüner Wasserstoff kann das Erdöl von morgen werden.“

Die Zeit dränge, fügte der Umweltminister hinzu. Vor allem für den Industrie- und Technologiestandort Baden-Württemberg biete grüner Wasserstoff, der klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt wird, große Potenziale. „Aber wir dürfen mit der Umsetzung entsprechender Maßnahmen und weiteren Investitionen nicht warten“, stellte Untersteller klar. „Vielmehr werden die nächsten zwei bis fünf Jahre entscheidend sein, welche Rolle das Land im zukünftig entstehenden Weltmarkt für Wasserstoff- und Brennstoffzellen einnehmen wird.

Ziel der Roadmap

  • Präsentation Baden-Württembergs, national wie auch international, als wichtigen Standort der Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Industrie und entsprechende Positionierung  der hier tätigen Unternehmen
  • Nutzung langfristig erwarteter Potenziale des Wasserstoffs für die Energie- und Verkehrswende sowie für den Klimaschutz im Land selbst

Schwerpunkforschung Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie

Die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie gehört schon seit mehreren Jahren zur Schwerpunkforschung im Land. Seit Dezember 2019 fördert die Landesregierung beispielsweise die Brennstoffzellen-Forschungsfabrik HyFab, die durch das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung in Ulm und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg aufgebaut wird. Das Vorhaben wird im Rahmen des Strategiedialogs Automobilwirtschaft mit 18,5 Millionen Euro unterstützt. HyFab hat das Ziel, die Zulieferindustrie zu stärken und eine offene, flexible Plattform zu schaffen, in der schnelle, automatisierte Fertigungs- und vor allem Qualitätssicherungsverfahren von Brennstoffzellenstapeln entwickelt und erprobt werden können.

Beispiel Metropolregion Rhein-Neckar

Ein gutes Beispiel für das Potenzial von Wasserstoff im Verkehr ist die Metropolregion Rhein-Neckar. Dort wird Wasserstoff erlebbar gemacht und ausprobiert, etwa als Antrieb für Busse. Die Region zählt zu den Gewinnern des nationalen Wettbewerbs „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ und erhält für ihr Konzept zum vernetzten Ausbau der Wasserstoff-Nutzung und Wertschöpfung 20 Millionen Euro Fördermittel des Bundes. Eine Kofinanzierung des Projekts durch Landesmittel in gleicher Höhe ist vom Kabinett bereits bewilligt. „Mit diesem Projekt können wir die Welt von morgen unter Realbedingungen erfahren“, sagt Untersteller. So sollen hier eine Hochdruck-Abfüllanlage, H2-Tankstellen sowie Pkw, Busse, Müllfahrzeuge und Straßendienstfahrzeuge mit Brennstoffzellentechnologie eingesetzt werden.

Entwicklung einer Wasserstoff-Roadmap

Zur Entwicklung einer Wasserstoff-Roadmap soll eine ressortübergreifende Projektgruppe unter Federführung des Umweltministeriums eingerichtet werden, die die Erarbeitung der Roadmap koordiniert. Die Erstellung der Roadmap wird in einem engen Abstimmungsprozess zusammen mit den berührten Ressorts, der Industrie, der Wissenschaft, Verbänden und Politik erfolgen. Die anschließende Umsetzung und Begleitung beziehungsweise Weiterentwicklung der Roadmap soll über eine noch zu gründende Plattform „Wasserstoff und Brennstoffzelle – H2BW“ erfolgen. Zu den zentralen Akteuren gehören sowohl kleine und mittelständische wie auch international agierende Großunternehmen sowie universitäre und außeruniversitäre Forschungsinstitutionen.

Dieser Prozess soll extern begleitet werden. Der Auftakt des Dialogprozesses ist für Juli geplant und soll mit der Erstellung der Roadmap und deren Vorstellung im Dezember 2020 enden. Insofern Sie Interesse daran haben, die Wasserstoff-Roadmap mitzugestalten, bitten wir Sie, per E-Mail an thomas.gschwind [@] um.bwl.de Kontakt aufzunehmen.


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